Der Steinbach
Der Steinbach ist ein ausgebauter Wildbach in der Gemeinde Nußdorf am Inn (Landkreis Rosenheim). Er entspringt am Nordhang der Hochries (Gemeinde Samerberg) und mündet bei Nußdorf (Flusskilometer 198,5) in den Inn.
Im Falle eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses, welches statistisch gesehen mindestens einmal in 100 Jahren auftritt, würde der Steinbach in Nußdorf am Inn zahlreiche bebaute Flächen im Ortsbereich überschwemmen. Um die besiedelten Gebiete zu schützen und die ökologische Gewässerstruktur zu verbessern, baut das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim den Steinbach aus.
Hochwasserschutz am Steinbach in Nußdorf am Inn
Projektstart: 2021 Projektende: voraussichtlich Anfang 2025
Der Ausbau erfolgt in drei Bauabschnitten:
Der erste Bauabschnitt reicht von der Brücke "Am Inn" bis zum Fußgängersteg nahe "Mitterweidach" und wurde 2022 fertiggestellt. Der Deich am rechten Ufer wurde dabei rund 20 Meter vom Steinbach abgerückt. Dadurch können künftig 73 Kubikmeter pro Sekunde Wasser im Steinbach schadlos abfließen. Die bestehenden Sohlabstürze wurden in fischdurchgängige und strukturreiche Sohlrampen umgebaut und die linksseitige Böschungssicherung erneuert. Die abgeflachte rechtsseitige Deichböschung wurde mit einer Magerrasen-Blumenmischung bepflanzt. Der Geh- und Radweg auf der Deichkrone wurde nach Fertigstellung der Deichrückverlegung wiederhergestellt.
Der zweite Bauabschnitt beginnt oberstromig des Fußgängersteges und endet oberhalb der Brücke am Seilenauweg. Die Arbeiten in diesem Abschnitt, nämlich eine Rückverlegung des Deichs und ein Ausbau des Bachs mit Wasserbausteinen, wurden Ende 2023 fertiggestellt.
Die Arbeiten im dritten und letzten Bauabschnitt zwischen dem Seilenauweg und dem Wildbarrenweg laufen seit 2024 und werden voraussichtlich Anfang 2025 beendet sein.
Ausgleichsflächen und Naturschutz
Während der Baumaßnahmen lassen sich Eingriffe in Natur und Landschaft leider oft nicht vermeiden. Im Zuge der Deichrückverlegung hat sich zum Beispiel der ursprüngliche Waldsaum und Lebensraum für höhlenbrütende Vögel, Fledermäuse und Bilche (Haselmäuse) verschmälert. Diese Eingriffe gleichen wir allerdings wieder aus. Um die Lebensraumqualität zu verbessern, erhalten wir vorhandene Habitat-Bäume und Totholz, schaffen neue Wurzelstücke und Steinhaufen am Waldrand und bringen Nistkästen für Haselmäuse an. Der Wald wird forstlich nicht mehr genutzt. Die Bäume können naturgemäß altern, absterben und neue Ökosysteme bilden. Durch die Bepflanzung des Waldrandes und der Außenseite des Dammes hat die Haselmaus wieder einen durchgängigen Wanderkorridor entlang des Steinbaches.
Totholz
Totholz besteht aus abgestorbenen Bäumen oder Ästen, die sich nach und nach zersetzen. In einem naturbelassenen Wald bleiben tote Bäume stehen oder fallen zu Boden und sind somit Teil des Ökosystems Wald. Dies ist in unseren bewirtschafteten Wäldern kaum mehr möglich. Nicht nur Säugetiere wie die Haselmaus, in Höhlen brütende Vögel oder wärmeliebende Reptilien sind auf Totholz angewiesen oder profitieren davon. Auch unzählige Pilze, Insekten und Wirbellose leben vom und im Totholz und tragen selbst zur Zersetzung des Holzes bei. Zum Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten werden die vorhandenen Höhlenbäume nicht gefällt, sondern lediglich gekappt. Sie dienen damit weiterhin als Höhlenquartier.